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Warum wir unsere Kinder lieber überall hinbringen und warum genau das ihnen auf Dauer schadet

Das Bild zeigt einen Vater und seinen Sohn, die gemeinsam im Auto sitzen. Der Junge lehnt sich fröhlich aus dem Fenster, der Vater schaut entspannt zur Seite. Eine weite Landschaft mit Bergen und Wiesen zieht sich entlang der Landstraße – ein ruhiger, sicherer Moment.  Was auf den ersten Blick idyllisch wirkt, steht symbolisch für ein Thema, das viele Familien betrifft: Wir fahren unsere Kinder überall hin – aus Fürsorge, aus Zeitdruck, aus Angst. Doch echte Sicherheit entsteht nicht im Rücksitz. Sie entsteht durch Erfahrungen, durch Übung und durch das Vertrauen, dass Kinder selbst Lösungen finden können.  So wie der kleine Junge hier neugierig aus dem Fenster schaut, brauchen Kinder Räume, in denen sie wachsen dürfen. Räume, in denen sie selbst lernen, wie man sicher über die Straße geht, worauf es im Verkehr ankommt und wie man mit einem mulmigen Bauchgefühl umgeht.  👉 Denn: Mitfahren schützt – aber nur kurzfristig. Selbstständigkeit schützt fürs Leben.

„Ich fahr dich lieber, dann bist du sicher“
Ein Satz, den viele Kinder fast täglich hören. Und ein Gedanke, der Eltern nachts besser schlafen lässt. Schließlich ist es bequemer, planbarer und fühlt sich sicherer an.

Aber: Sicherheit entsteht nicht durch Mitfahren. Sie entsteht durch Übung.

Der einfache Weg ist nicht immer der richtige Weg

Natürlich meinen Eltern es gut. Aber der vermeintlich sichere Weg, das tägliche Hinbringen und Abholen, nimmt dem Kind wichtige Entwicklungsschritte.

Studien zeigen: Kinder brauchen reale Alltagserfahrungen, um Fähigkeiten wie Orientierung, Gefahrenerkennung und angemessenes Handeln zu entwickeln. Lernen durch eigene Erfahrung ist ein zentraler Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Das bestätigt z. B. die Entwicklungspsychologin Prof. Dr. Sabina Pauen von der Universität Heidelberg. Sicherheit wird nicht angeboren, sie wird durch Handeln aufgebaut.

Denn: Kinder lernen Sicherheit nicht automatisch durchs Älterwerden

Sie lernen Sicherheit durch Erfahrung, durch Fehler, durch Übung. Und durch das gute Gefühl, ein Problem allein gemeistert zu haben.

Was Kinder wirklich brauchen

Statt sie überall hinzufahren, sollten wir ihnen beibringen:

  • Wie verhalte ich mich an der Straße?
  • Welche Verkehrsregeln gelten für mich?
  • Was mache ich, wenn mein Bauchgefühl Alarm schlägt?
  • Wo bekomme ich Hilfe, wenn etwas nicht stimmt?

     

Das braucht Zeit. Geduld. Und Wiederholung.
Genau da steigen viele Eltern aus. Nicht aus Desinteresse, sondern weil der Alltag voll ist und weil sich das “Kinderüberallfahren” einfach sicherer anfühlt.

Doch Studien wie die KIGGS-Erhebung des Robert Koch-Instituts zeigen: Kinder, die wenig eigenständig unterwegs sind, neigen häufiger zu Unsicherheit im Alltag und haben seltener Gelegenheit, Selbstwirksamkeit zu erleben, also das Gefühl, „Ich kann etwas selbst schaffen“.

Sicherheit entsteht durch Selbstwirksamkeit

Wenn Kinder lernen, wie sie sich selbst helfen können, gewinnen sie echte Sicherheit. Sie entwickeln Problemlösefähigkeiten, Orientierung und ein gesundes Gefühl für Gefahren.

Der Psychologe Albert Bandura prägte den Begriff der Selbstwirksamkeit. Seine Forschung zeigt: Kinder, die früh lernen, Herausforderungen zu meistern, sind im späteren Leben resilienter, also widerstandsfähiger gegenüber Stress und Krisen.

Das klappt nicht in einem Tag. Aber mit Übung! Zum Beispiel auf dem Schulweg, beim Einkaufen oder beim Besuch von Freunden. Hier wird aus Unsicherheit Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Und wenn was passiert?

Dann hilft ein vorbereiteter Kopf. Kinder können lernen:

  • Wie hole ich Hilfe?
  • Wie telefoniere ich im Notfall?
  • Wie spreche ich Erwachsene an, wenn ich Unterstützung brauche?

     

Gerade in Ausnahmesituationen zeigt sich, was Kinder nicht nur wissen, sondern auch anwenden können. Diese Handlungssicherheit ist trainierbar, wie ein Muskel, der durch Wiederholung wächst.

Fazit: “Kinderüberallfahren” schützt, aber nur kurzfristig

Ein Kind, das jeden Tag gebracht wird, bleibt sicher. Aber auch abhängig.
Ein Kind, welches gelernt hat, sich allein zu orientieren, ist nicht nur sicher, sondern auch selbstbewusst.

Der Weg dahin braucht Zeit, Nerven und manchmal auch Mut, auf beiden Seiten. Aber es lohnt sich.

💡 Tipp:
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