Persönliche Grenzen schützen unsere innere Stabilität.
Sie zeigen, was uns guttut und wo unser Schutzraum beginnt. Doch was passiert, wenn andere diese Grenzen nicht achten? Wenn jemand zu nah kommt, ein Nein ignoriert oder andere wiederholt unter Druck setzt?
Grenzüberschreitendes Verhalten begegnet uns jeden Tag – auf dem Schulweg, in Freundschaften, im Beruf oder in Beziehungen. Es betrifft Kinder, Jugendliche und Erwachsene und hat Folgen, die weit über den Moment hinaus wirken.
Was ist grenzüberschreitendes Verhalten?
Immer dann, wenn persönliche, körperliche oder emotionale Grenzen nicht ernst genommen werden, spricht man von grenzüberschreitendem Verhalten. Das kann offen oder ganz subtil geschehen. Zum Beispiel:
- Ein Kind wird gedrängt, jemanden zu umarmen, obwohl es sich unwohl fühlt
- Eine Kollegin bekommt regelmäßig abwertende Bemerkungen, obwohl sie sich schon geäußert hat
- Ein Jugendlicher wird in einer Gruppe zum Mitmachen überredet, obwohl er klar nein sagt
- Jemand wird immer wieder kontaktiert, obwohl er deutlich gemacht hat, dass er seine Ruhe braucht
Diese Situationen wirken auf den ersten Blick harmlos, hinterlassen aber oft ein tiefes Gefühl von Unsicherheit und Machtlosigkeit.
Kinder – wenn das Nein übergangen wird
Kinder brauchen das Gefühl, dass ihre Grenzen gelten. Wenn ein Kind sagt „Ich will das nicht“, muss diese Aussage Gewicht haben. Wird sie ignoriert, lernt das Kind:
- dass seine Gefühle nicht wichtig sind
- dass es lieber mitmacht, um Konflikte zu vermeiden
- dass es sich nicht auf sich selbst verlassen kann
Das macht Kinder angreifbarer für spätere Übergriffe und schwächt ihr Selbstvertrauen. Studien zeigen: Kinder, deren Grenzen respektiert werden, entwickeln ein stärkeres Selbstwertgefühl und können sich besser gegen Grenzverletzungen wehren (DJI, 2023; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – BZgA, 2022).
Teenager – wenn Gruppenzwang Grenzen verschiebt
In der Jugendphase sind klare Grenzen besonders wichtig. Doch gerade hier erleben viele junge Menschen, dass ihr Nein nicht akzeptiert wird. Sie wollen dazugehören, werden aber gleichzeitig immer wieder mit Druck, Übergriffigkeit oder Unsicherheit konfrontiert.
Die Folgen:
- sie schweigen aus Angst, als empfindlich zu gelten
- sie machen mit, obwohl sie innerlich nein sagen
- sie verlieren den Zugang zu ihren eigenen Bedürfnissen
Laut der SINUS-Jugendstudie 2022 sagen viele Jugendliche, dass sie sich in sozialen Gruppen oft unter Druck gesetzt fühlen, besonders in Bezug auf Verhalten, Aussehen und Onlinekommunikation. Wer früh lernt, Grenzen zu erkennen und zu benennen, hat langfristig mehr Schutz und Orientierung.
Erwachsene – wenn Grenzverletzungen zum Alltag werden
Auch im Erwachsenenleben kommt es ständig zu Grenzüberschreitungen. Meist nicht mit lauter Stimme, sondern leise und durch ständiges Übergehen von Bedürfnissen, Wünschen oder Worten. Zum Beispiel durch:
- respektlose Kommunikation
- körperliche Nähe, die nicht gewünscht ist
- emotionale Manipulation
- wiederholte Missachtung von klaren Aussagen
Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse (Stressstudie 2021) erleben viele Erwachsene dauerhaften Stress, weil sie sich nicht abgrenzen können oder sich nicht ernst genommen fühlen. Das kann auf Dauer zu innerer Erschöpfung, Angstzuständen oder Rückzug führen.
Grenzen sind kein Luxus, sondern Schutz
Grenzen setzen ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein gesunder und wichtiger Schritt, um sich sicher und respektiert zu fühlen. Wer Grenzen klar benennen kann, handelt souveräner, reagiert schneller auf Gefahren und wirkt auch auf andere stabiler.
Gleichzeitig ist es entscheidend, die Grenzen anderer zu achten – in der Familie, im Klassenzimmer, im Beruf und im öffentlichen Raum.
Was du tun kannst
- Sprich offen über Grenzen, auch mit Kindern. Redet regelmäßig darüber, was sich gut anfühlt und was nicht.
- Stärk das Recht auf ein klares Nein. Übt gemeinsam Situationen, in denen ein Nein wichtig ist. Das geht auch spielerisch – zum Beispiel mit Rollenspielen.
- Achte auf feine Signale. Wenn jemand ausweicht, schweigt oder sich zurückzieht, kann das ein Hinweis sein, dass eine Grenze berührt wurde.
- Benenn eigene Grenzen frühzeitig. Warte nicht, bis du innerlich explodierst. Ein ruhiger, klarer Satz wie „Das ist mir gerade zu viel“ schafft oft sofort Klarheit.
- Ermutige Kinder und Jugendliche, sich Hilfe zu holen. Ob bei Eltern, Lehrkräften oder Freunden – niemand muss alles allein klären.
- Stell Fragen statt zu urteilen. Wenn jemand deine Grenze setzt, frag nach, statt dich gekränkt zurückzuziehen. Das fördert echtes Verständnis.
- Vermeide Schuldgefühle, wenn du dich abgrenzt. Du darfst dich schützen, auch wenn andere das nicht verstehen.
- Mach dir bewusst, dass Abgrenzung nichts mit Härte zu tun hat. Es geht nicht darum, andere auszusperren, sondern sich selbst ernst zu nehmen.
Wer diese Haltung im Alltag lebt, stärkt nicht nur sich selbst, sondern auch sein Umfeld und schafft eine Kultur des Respekts, die Sicherheit und Miteinander fördert.
Grenzen schützen – in der Familie, in der Schule, im Alltag.
Mit LUCO KIDS® – clever und stark lernst du, wie du Gefahren erkennst, Grenzen klar setzt und dich oder dein Kind sicher und selbstbewusst bewegst.
📚 Auf www.luco-kids.de findest du kostenlose Tipps und Onlinekurse zum Thema Sicherheit im Alltag für Kinder, Teenager und Erwachsene – sowie Präventionsangebote für Schulklassen, Kinderbücher und Arbeitshefte.